Nun ist es also dann doch soweit und wir verlieren einen, den ich vor 3 Jahren als kommunalpolitisches Kompetenz-Zentrum so meine ich sehr treffend beschrieben habe. Wir verlieren ihn natürlich nicht als gelegentlichen Berater, als gern gesehenen Mitbürger, aber wir verlieren ihn als den Gemeinderat, den wir über alle Maße hinaus geschätzt haben und der nicht nur aufgrund seiner sage und schreibe 36 Jahre am Ratstisch unendlich viel miterlebt, mitgestaltet, teilweise auch mitverhindert hat. Er steigt zwar damit heute auch formell durch beschlossene Ehrung auf zu einem der ganz Großen in der Nachkriegsgeschichte, aber die Lücke zu schließen im Gremium wird eine Herausforderung nicht nur für seinen nachfolgenden Nachrücker in der CDU-Fraktion Bernd Ohlheiser.

Es ist an mir, ihm heute den gebührenden Dank auszusprechen und die einzelnen Ehrungen zu vollziehen, die im Gemeinderat in der Sitzung vom 29. Juni 2011 beraten und beschlossen worden sind. Lassen Sie mich dazu den Kommunalpolitiker Gerhard Zuber näher beleuchten, charakterisieren und seine Lebensleistung im Gremium in Erinnerung rufen und würdigen, soweit mir dies möglich ist:

Zum einen ehrt und zeichnet ihn natürlich schon mal aus, dass er sich bereits mit nicht weniger als 3 Bürgermeistern ehrenamtlich wohlgemerkt und friedlich rumschlagen musste in diesen allesamt 36 Jahren; insofern ist er nicht nur ein wandelndes Geschichtsbuch für alles, was in Meckesheim und Mönchzell in diesen annähernd vier Jahrzehnten alle geplant war, realisiert wurde, die Menschen beschäftigte und wie sich die Gesamtgemeinde in den verschiedenen Epochen entwickelte zu dem, was sie heute ist: zentral im Elsenztal, führend hier in puncto Fotovoltaik und Arbeitsplätze, Gewerbe und Schule, Finanzausstattung, Kinderbetreuung und sonstige Infrastruktur wie Polizei, AZV, GVV etc. pp. – er kann es am besten beurteilen, wo wir stehen, wie dies möglich war und was uns vielleicht auch kollektiv durch die Lappen gegangen sein mag; ich bin insofern gespannt auf seine eigenen Worte später nach Erhalt der Ehrungen.

Gerhard Zuber wurde 1975 erstmals als gerade mal 27 Jahre junger Mann als Mönchzeller Stimmenkönig in das nach der Eingemeindung Mönchzells neue Gremium gewählt (interessant finde ich das, weil ich in dem ähnlichen Alter von 28 Jahren hier Schultes wurde) ; Stimmenkönig unter den Mönchzellern blieb er hernach bei den Gemeinderatswahlen 1980, 1989, 1999 und 2004, also insgesamt war er bei 8 Kommunalwahlen ungefährdet beim Einzug ins Gremium, und 5 mal davon tat er dies als Stimmenkönig, woran man leicht und eindeutig seine Popularität ablesen kann. Damit hat er etwas erreicht, was vielleicht nie wieder jemand nach ihm schaffen kann, schaffen wird, einfach weil sich auch die Gesellschaft in diesen Jahren erheblich verändert hat und es diese Treue zu und Identifikation mit der Kommune schon lange nicht mehr in dem Maße gibt; er ist sowas wie ein Urgestein, ein Dinosaurier unter den Räten, ein Vorbild – einer, der Maßstäbe gesetzt hat durch Rekordmarken, die ihm, der sich gern demonstrativ uneitel zeigt, doch im Innersten ganz sicher einiges bedeuten und immer auch bedeutet haben.

Herr Zuber war und ist unendlich konsequent – vielleicht manchmal sogar einen Tick zu geradlinig, zu stringent, zu konsequent, sowie dieser Schritt, schon jetzt endgültig Adieu zu sagen zur kommunal-politischen Bühne, auf der er sich so wohl fühlte und mit Talent und Leichtigkeit bewegte; oft kritisch, meist wortgewaltig noch zu seinen Hochzeiten als Fraktionsvorsitzender, seltenst mit noch so leisem, aber doch mit Bedacht verstecktem Lob.

Ich weiß nicht, wie aufmerksam Sie mein Vorwort für den Jahresrückblick 2010 gelesen haben, aber nicht zuletzt auch auf ihn war die Passage gemünzt, in der ich mich über das Ringen um Mehrheiten im Gemeinderat folgendermaßen äußerte mit den Worten: „Dies ist nicht immer leicht, geschweige denn lustig, aber der Prozess ist aus meiner Sicht getragen von einem wesentlich höheren Grad an gegenseitigem Respekt und Konsens, als manchmal nicht nur das kommunalpolitische Tagesbarometer anzuzeigen scheint oder zuweilen die Betroffenen zuzugeben bereit bzw. imstande sind.“ – Ja, so habe ich es oft bei Ihnen, lieber Herr Zuber, wahrgenommen. Sie waren über Jahre hinweg einer der großen Wortführer im Gemeinderat, ohne den das Gremium im ersten Augenblick gar nicht vorstellbar scheint; an allen positiven Entwicklungen haben Sie daher wesentlich mehr den rechnerischen 1/19 Anteil, ich denke das werden alle hier im Rund bestätigen! Damit haben Sie natürlich auch besondere Verantwortung getragen und dies auch gewusst und genossen; denn oft genug haben Sie verantwortungsvoll eine Richtung noch dazu als erster Redner bei vielen TOPs vorgegeben, von der dann schlechterdings mehr wegzukommen war. Und Sie haben auch manche Entscheidung weggebogen oder durch Ihr Statement unmöglich gemacht. Das wird uns zweifelsohne in Erinnerung bleiben.

Dabei werden Sie uns fehlen, und das meine ich ausdrücklich auch persönlich, nicht nur politisch. Ich selbst werde die Handelsblatt-Ausschnitte vermissen und die fundierten Gespräche und Hintergrund-Konversationen bei sehr vielen Begegnungen. Sie sind ein streitbarer Mitbürger, ein sehr interessanter und gebildeter Gesprächspartner und waren bis heute eine Säule in der kommunalpolitischen Statik der Gemeinde Meckesheim!

Aber das heißt nicht, dass das Gebäude nach Ihrem Weggang wackelt oder einsturzgefährdet ist, sondern es bedarf nun einer neuen Balance der politischen Gewichte. Herr Gerhard Zuber geht jetzt selbstbestimmt sicherlich auch aus der Gewissheit heraus, dass Meckesheim und Mönchzell in guter Hand und bester Verfassung sind, und das auch ohne sein wachsames Auge, zumindest meine ich dies anzunehmen zu dürfen.

9 Klausurtagungen hat er mitgemacht; ich weiß gar nicht, ob er bei der Einführung auch zu den Skeptikern gehörte - im Laufe der Jahre wurde er nach meiner Beobachtung jedenfalls absoluter Fan und aktiver Mitarbeiter, woran ich mich sehr gern erinnere.

Die CDU hat ihn sicherlich stets mehr gebraucht als er die CDU… - ob der von ihm relativ eigenmächtig gewählte frühe Zeitpunkt in der laufenden Legislatur ein optimaler ist zum Einläuten des Generationswechsels in der seit Jahrzehnten erfolgsverwöhnten CDU Meckesheim, die stets die meisten Stimmen einfahren konnte, allerdings mit geringer werdenden Abständen zur politischen Konkurrenz in den zurückliegenden Jahren – nun, das wird sich erst weisen müssen. Auch sein Rücktritt als Fraktionsvorsitzender vor wenigen Jahren fiel ihm, eines dieser geborenen Alphatiere, sichtlich schwer, auch wenn er es sich kaum anmerken ließ.

Andererseits verlässt er den Gemeinderat zu einem aus meiner Sicht extrem spannenden Zeitpunkt, der ihn sicherlich in den nächsten 5 Jahren zum unheimlich neugierigen Verfolger unserer Kommunalpolitik als Mensch mit sehr intimen Kenntnissen über die von mir vorgegebene Strategie macht ?

• Grüner MP!

• Stromkonzession und evtl. Eigenbetriebs-Struktur

> Gewerbestandort am historischen Zenith

> Ortskernsanierung fertig, Megaprojekt Sport- und Schulzentrum am Werden 

> Neubaugebiete 

> Unterführung Oberhofstraße, Autobahnanschluss etc. 

> FFW-Haus Mönchzell + Platzgestaltung des Mö-Festplatzes 

Da würde er schon noch gern bei dem ein oder anderen Detail und mit seinem Wissensschatz mitreden und mitgestalten, da bin ich todsicher.

Denn wir sind sehr dankbar, was er in seinen 36 Jahren an konstruktiven, an qualifizierten Hinweisen gegeben hat und auch für die imponierende und sympathische Art und Weise, wie er dies getan hat. Dank ist die verschärfte Form der Bitte. Insofern gehe ich stark davon aus, dass wir ihn beim Projekt Rückhaltung Katzengraben und auch bei dem Ortseingang Eschelbronner Straße noch hinzuziehen dürfen außerhalb seines jetzt zum Ende kommenden öffentlichen Mandats.

Ich möchte nun zum Ende der Laudatio kommen, sehr verehrte Anwesende: Martin Walser sagt in seinem allerneusten Buch „Wir glauben mehr als wir wissen“ – wie viel mehr Recht er damit hat als man beim ersten Lesen und Hören ahnt…; und die simple Erkenntnis gilt für die moderne Multi-Informationsgesellschaft oder auch in der Flut von kaum zu kanalisierenden Gefühlen in einem erfüllten Leben genauso wie für einen langjährigen Meckesheimer Gemeinderat aus Mönchzell im allgemeinen und speziellen!

Urkunden – Ehrenbecher – Ehrenring